Wie sag ich es meinem Hunde ? - Teil 1

 

Bei der Ausbildung der Hunde wird in der Regel recht hilf- und planlos vorgegangen. Der Hundeführer weiß zwar was sein Hund machen soll, hat jedoch keinerlei Vorstellung, wie er dies dem Hund beibringen / verständlich machen soll. Das Ausbilden des eigenen Hundes beschränkt sich meist auf die Anweisungen des Ausbilders bzw. auf das einfache Nachmachen dessen was die anderen Hundeführer mit ihren Hunden machen. Dabei wird nicht darauf geachtet wie die Hundeführer sich mit ihrem Hund verständigen und ob dies sinnvoll ist und beim eigenen Hund etwas bewirken würde. Da die Ausbildung der Hundeführer in Bezug auf Gestik, Mimik und Verhalten dem Hund gegenüber meist schlecht ist, werden somit die Fehler anderer automatisch mit in die eigenen Übungen übernommen. Das dies ein Fehler war wird dann erst bemerkt, wenn der eigene Hund genauso schlecht reagiert, wie der von dem man etwas abgeschaut hat. Und selbst jetzt wird in der Regel den Hunden daran die Schuld gegeben und nicht etwa der Ausbildung, also uns selber. Das sich ein Hundeführer konkrete Gedanken macht wie er mit welchen Lernschritten seinem Hund etwas verständlich machen kann, ist die absolute Ausnahme. Ein guter Ausbilder wird gleich zu Beginn der Ausbildung sein Hauptaugenmerk auf die Ausbildung des Hundeführers richten und nicht so sehr auf den Hund. Jeder Ausbilder entwickelt seine eigene "Handschrift" und es kann leider nicht verschwiegen werden, dass auch Fehler weitergegeben werden. Nicht jeder Ausbilder ist ein guter Ausbilder und die können nur das vermitteln was sie selbst gelernt und auch hoffentlich verstanden haben. Es sollte jedoch normal werden erst die Hundeführer und dann deren Hunde auszubilden.

Das Wichtigste bei der Verständigung ist, eine gemeinsame Sprache zu finden. Vereinfacht heißt das: Stellen Sie sich vor Ihr Hund spricht Chinesisch und Sie sprechen Deutsch. Also müssen Sie sich auf "Englisch" einigen! In der Praxis steht uns dazu nicht nur die verbale Kommunikation sondern auch die nonverbale Kommunikation d.h. die Körpersprache zur Verfügung. Wenn Sie gelernt haben, Ihre Körpersprache gezielt einzusetzen und es verstehen Ihren Hund zu "lesen", haben Sie den Grundstein zu einer erfolgreichen Hundebildung gelegt.

Haben wir nur das Ziel im Auge, das wir erreichen wollen, aber dem Hund nicht verständlich machen können wo wir hinwollen und wie wir vor allem dahin gelangen, muß es zu zwangsläufig Verständigungsproblemen kommen. Unser enormer Vorteil ist, dass unsere Hunde immer bereit sind etwas mit uns zusammen zu machen. Wir allerdings sollten jedoch nur mit dem Hund trainieren, wenn wir dazu einige Grundvorrausetzungen geschaffen haben.

  • entprechendes Umfeld ohne Ablenkung bzw. Üben in einer Gruppe

  • mentales Vorbereiten, auf das was wir tun wollen

  • eine positive Einstellung gegenüber dem Hund

  • Ruhe und die nötige Zeit

 

Vor allem muß Ihnen klar sein, dass es nicht nur um Hundeausbildung sondern in erster Linie um Hundeführerausbildung geht !

Ein guter Hundeführer kann seinen Hund optimal fördern. Auch wenn dieser schlechte Anlagen haben sollte, kann er aus seinem Hund noch einen guten und gehorsamen Arbeitshund machen und beiden werden ein gutes Team. Ein schlechter Hundeführer kann den bestveranlagten Hund haben und aus disem Ganzen wird nichts. Dieser gut veranlagte Hund wäre jedoch bei einem anderen Hundeführer ein "Tophund". Geben Sie einen Hund in 3 verschiedene Führerhände sehen Sie 3 verschiedene Hunde!
 

Also Sie sehen wie wichtig die Ausbildung des Hundeführers ist !!!

Im täglichen Leben bzw. speziell beim Einsatz als Arbeitshund oder im Hundesport ist eine Kommunikation zwischen Hund und Hundeführer oftmals nicht mehr über Worte möglich sondern geschieht über Sichtzeichen. Deshalb ist es für die Hundeausbildung äußerst wichtig eine bewußte und gezielte Kommunikation zwischen beiden Partnern zu erreichen. Verständigungsprobleme zwischen Hund und Hundeführer entstehen immer aus den Unterschieden zwischen dem Körperausdruck und den gesprochenen Worten des Hundeführers. Da wir Menschen uns nun einmal mit Worten verständigen, gehen wir automatisch davon aus, dass der Hund diese auch versteht. Hundesprache ist jedoch Körpersprache und nur unterstützend Lautsprache. Unser Hund wird zwar immer den Tonfall unserer Sprache verstehen jedoch niemals den Sinn der Worte. Sie können Ihrem Hund auch anstatt "Platz" das Kommando "Hühnerbein" beibringen. Wenn er darauf konditioniert ist, wird er sich auch dann hinlegen! Und dieses Wort können Sie dann in verschiedenen Tonarten modulieren:

  • neutral ohne die Stimme anzuheben oder zu senken

  • freundlich mit hoher Stimme

  • bestimmt fest und kurz - aber nicht laut !!!

  • energisch langgezogen und mit tiefer Stimme

Auch wenn dies auf den ersten Blick lächerlich erscheint, aber ein guter Hundeführer kann durchaus mit der Stimme und seiner Körpersprache einen Hund führen (ohne Leine oder körperliche Einwirkung)!

Man braucht sich nur einmal seine eigene Mimik im Spiegel anzuschauen, um zu sehen wie bereits die Mimik unterschiedlich bei den verschiedenen Worten reagiert.

Als Beispiel bleiben wir mal bei dem gebräuchlichen Begriffen: "Platz" - für das Hinlegen und das "Sitz" für das Setzen des Hundes.

Beim Platz ziehen sich die Augenbrauen zusammen, beim Sitz werden sie nach oben gezogen und beim Steh beidseitig zur Seite. Diese für uns unbewußt ausgesandten Signale sind für den Hund erkennbar. Zusätzlich zu unserer Mimik ändert sich auch, für uns unbewußt, unsere Körpersprache. Normalerweise nehmen wir eher eine aufrechte Haltung für das Sitz, eine nach unten gebeugte Haltung für das Platz ein. Diese Körpersignale ändern sich diese entsprechend unserer Stimmungslage. Wenn der Hund sich nicht hinsetzt, obwohl wir es schon mehrfach gesagt haben, wird unsere Körperhaltung immer bedrohender, wir beugen uns zu ihm, machen einen Schritt auf ihn zu - und schon legt der Hund sich hin anstatt zu sitzen. Kein Wunder oder wie würden Sie reagieren, wenn Sie Hund wären ?!?! Durch das Überschreiten einer Individualgrenze muß der Hund zurückweichen, bzw. eine Unterwürfigkeit zeigen, unser Körper sagt Platz, auch die Mimik ändert sich zum Platz - während unsere Stimme weiterhin Sitz sagt, aber mit einem drohenden Unterton. Dem Hund bleibt also gar nichts anderes übrig als sich hinzulegen.

 

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