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Da ich diesen Test als Zuschauer
und live als "Prüfling" miterleben durfte, kann ich somit eine alternative
Version eines retriever-spezifischen Wesenstest beschreiben, der mich sehr
beeindruckt hat
Das Alter der Hunde sollte mindestens
1 Jahr sein, bei Hündinnen eher 2 Jahre. Nach anfänglicher Skepsis
meinerseits, habe ich jedoch im Laufe mehrerer Prüfungen den Sinn
auch darin gesehen. Der Grund ist einfach.
In gesamten Testverlauf wird der
Hund langsam und systematisch unter absoluten Streß gesetzt, wobei
ihm in der Endphase jedoch die Möglichkeit gegeben wird, sein "Nervenkostüm"
wieder zu ordnen. Und darin liegt meines Erachtens auch die Aussagekraft
dieser Prüfung. Es soll deutlich gemacht werden, wie der Hund auf
Streßsituationen reagiert und wie, sowohl auf welche Art er diese
wieder abbaut.
Ein weiterer Unterschied zu unseren
Prüfung liegt auch in der Beurteilung. Damit diese Auswertung nicht
willkürlich oder subjektiv wirkt, und von jedem Prüfling nachvollzogen
werden kann, gibt es dazu einen Bewertungsbogen mit Punktsystem. 9 Prüfungskriterien
werden beurteilt. Dies sind:
a) Verhalten gegenüber
fremden Menschen
b) Bewegungstrieb, Spieltrieb,
Beutetrieb
c) Bringtrieb
d) Temperament
e) Härte
f) Benehmen gegenüber
Artgenossen
g) Nerven
h) Schärfe und Verteidigungsbereitschaft
i) Schuß
Aufgrund der Höchstpunktzahl
5 pro Prüfungsfach und unterschiedlichen Fachwertziffern muß
der Hund mindestens 300 von 500 Punkten erreichen um diesen Test zu bestehen.
Wobei bei dem Prüfungskriterium "Nerven" mindestens 3 Punkte erzielt
werden müssen. Stark schußempfindliche und schußscheue
Hunde können selbstverständlich auch nicht bestehen.
Zum Abschluß bespricht der Richter das Ergebnis mit dem Hundeführer. Hierbei erklärt er auch den Zuschauern die Reaktionen des Hundes und macht dadurch die Beurteilung für alle verständlich. Die Richter sind, wie bei uns, speziell für diese Bewertungen ausgebildet und werden unter Berücksichtigung der rassespezifischen Wesensmerkmale durch den Verein weitergeschult. Bei diesem Test wurden z.B. die Anlagen zwischen Golden und Flatcoated-Retriever ganz deutlich sichtbar (Temperament u.v.m). Eine allgemeine Wesensüberprüfung
wird durch den Finnischen Kennel Club seit Jahren schon für alle Rassen
und "Nichtrassen" angeboten und gehört wie eine Begleithundprüfung
zur normalen Hundeausbildung.
Damit Sie einen kleinen Einblick
über die Testsituationen erhalten, hier einige Beispiele.
1) Führersuche Bei der Führersuche muß
der Prüflingshund an angeleinten und friedlichen, fremden Hunden vorbei!
2) Verhalten gegenüber fremden Menschen In drei unterschiedlichen Situationen
gehen friedliche Menschen auf den angebundenen Hund zu, sprechen mit ihm
und fassen ihn an. Der Hundeführer steht in der Nähe, nimmt aber
keinen Kontakt mit seinem Hund auf. Im letzten Teil dieses Testabschnittes
schwankt ein Betrunkener mit Hut, flatterndem Mantel und klappernder Plastiktüte
an dem Hund vorbei. Legt seine Sachen ab und geht "nüchtern" und freundlich
auf den Hund zu und begrüßt ihn!
3) Kreisprobe Der Hundeführer, mit angeleintem
Hund, wird langsam und von einer Gruppe Menschen mit lauten Geräuschen:
Töpfe, Glocke, Motorsäge usw. umkreist. Der Hundeführer
soll nicht mit dem Hund sprechen und auch keinen Blickkontakt mit ihm aufnehmen.
Wenn der Hund den Kreis verlassen möchte, soll er nicht daran gehindert
werden!
4) Schußtest Im Gegensatz zu unserer Prüfungspraxis sind hierbei die Hunde angeleint. Und erstaunlicherweise kann man auch unter diesem Einfluß eine eindeutige Reaktion des Hundes auf die 2 Schüsse erkennen, da sie nur im Abstand von 10-20 m zum Hund abgeben werden.
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