Wie sag ich es meinem Hunde ?

 

Bei der Ausbildung der Hunde wird in der Regel recht hilf- und planlos vorgegangen. Der Hundeführer weiß zwar was sein Hund machen soll, hat jedoch keinerlei Vorstellung, wie er dies dem Hund beibringen / verständlich machen soll. Das Ausbilden des eigenen Hundes beschränkt sich meist auf die Anweisungen des Ausbilders bzw. auf das einfache Nachmachen dessen was die anderen Hundeführer mit ihren Hunden machen. Dabei wird nicht darauf geachtet wie die Hundeführer sich mit ihrem Hund verständigen und ob dies sinnvoll ist und beim eigenen Hund etwas bewirken würde. Da die Ausbildung der Hundeführer in Bezug auf Gestik, Mimik und Verhalten dem Hund gegenüber meist schlecht ist, werden somit die Fehler anderer automatisch mit in die eigenen Übungen übernommen. Das dies ein Fehler war wird dann erst bemerkt, wenn der eigene Hund genauso schlecht reagiert, wie der von dem man etwas abgeschaut hat. Und selbst jetzt wird in der Regel den Hunden daran die Schuld gegeben und nicht etwa der Ausbildung, also uns selber. Das sich ein Hundeführer konkrete Gedanken macht wie er mit welchen Lernschritten seinem Hund etwas verständlich machen kann, ist die absolute Ausnahme. Ein guter Ausbilder wird gleich zu Beginn der Ausbildung sein Hauptaugenmerk auf die Ausbildung des Hundeführers richten und nicht so sehr auf den Hund. Jeder Ausbilder entwickelt seine eigene "Handschrift" und es kann leider nicht verschwiegen werden, dass auch Fehler weitergegeben werden. Nicht jeder Ausbilder ist ein guter Ausbilder und die können nur das vermitteln was sie selbst gelernt und auch hoffentlich verstanden haben. Es sollte jedoch normal werden erst die Hundeführer und dann deren Hunde auszubilden.

Das Wichtigste bei der Verständigung ist, eine gemeinsame Sprache zu finden. Vereinfacht heißt das: Stellen Sie sich vor Ihr Hund spricht Chinesisch und Sie sprechen Deutsch. Also müssen Sie sich auf "Englisch" einigen! In der Praxis steht uns dazu nicht nur die verbale Kommunikation sondern auch die nonverbale Kommunikation d.h. die Körpersprache zur Verfügung. Wenn Sie gelernt haben, Ihre Körpersprache gezielt einzusetzen und es verstehen Ihren Hund zu "lesen", haben Sie den Grundstein zu einer erfolgreichen Hundebildung gelegt.

Haben wir nur das Ziel im Auge, das wir erreichen wollen, aber dem Hund nicht verständlich machen können wo wir hinwollen und wie wir vor allem dahin gelangen, muß es zu zwangsläufig Verständigungsproblemen kommen. Unser enormer Vorteil ist, dass unsere Hunde immer bereit sind etwas mit uns zusammen zu machen. Wir allerdings sollten jedoch nur mit dem Hund trainieren, wenn wir dazu einige Grundvorrausetzungen geschaffen haben.

  • entprechendes Umfeld ohne Ablenkung bzw. Üben in einer Gruppe

  • mentales Vorbereiten, auf das was wir tun wollen

  • eine positive Einstellung gegenüber dem Hund

  • Ruhe und die nötige Zeit

 

Vor allem muß Ihnen klar sein, dass es nicht nur um Hundeausbildung sondern in erster Linie um Hundeführerausbildung geht !
 

Ein guter Hundeführer kann seinen Hund optimal fördern. Auch wenn dieser schlechte Anlagen haben sollte, kann er aus seinem Hund noch einen guten und gehorsamen Arbeitshund machen und beiden werden ein gutes Team. Ein schlechter Hundeführer kann den bestveranlagten Hund haben und aus disem Ganzen wird nichts. Dieser gut veranlagte Hund wäre jedoch bei einem anderen Hundeführer ein "Tophund". Geben Sie einen Hund in 3 verschiedene Führerhände sehen Sie 3 verschiedene Hunde!
 

Also Sie sehen wie wichtig die Ausbildung des Hundeführers ist !!!

Im täglichen Leben bzw. speziell beim Einsatz als Arbeitshund oder im Hundesport ist eine Kommunikation zwischen Hund und Hundeführer oftmals nicht mehr über Worte möglich sondern geschieht über Sichtzeichen. Deshalb ist es für die Hundeausbildung äußerst wichtig eine bewußte und gezielte Kommunikation zwischen beiden Partnern zu erreichen. Verständigungsprobleme zwischen Hund und Hundeführer entstehen immer aus den Unterschieden zwischen dem Körperausdruck und den gesprochenen Worten des Hundeführers. Da wir Menschen uns nun einmal mit Worten verständigen, gehen wir automatisch davon aus, daß der Hund diese auch versteht. Hundesprache ist jedoch Körpersprache und nicht Lautsprache. Unser Hund wird zwar immer den Tonfall unserer Sprache verstehen jedoch niemals den Sinn der Worte. Sie können Ihrem Hund auch anstatt "Platz" das Kommando "Hühnerbein" beibringen. Wenn er darauf konditioniert ist, wird er sich auch dann hinlegen! Und dieses Wort können Sie dann in verschiedenen Tonarten modulieren:

  • neutral ohne die Stimme anzuheben oder zu senken

  • freundlich mit hoher Stimme

  • bestimmt fest und kurz - aber nicht laut !!!

  • energisch langgezogen und mit tiefer Stimme

Auch wenn dies auf den ersten Blick lächerlich erscheint, aber ein guter Hundeführer kann durchaus mit der Stimme und seiner Körpersprache einen Hund führen (ohne Leine oder körperliche Einwirkung)!

Man braucht sich nur einmal seine eigene Mimik im Spiegel anzuschauen, um zu sehen wie bereits die Mimik unterschiedlich bei den verschiedenen Worten reagiert.

Als Beispiel bleiben wir mal bei dem gebräuchlichen Begriffen: "Platz" - für das Hinlegen und das "Sitz" für das Setzen des Hundes.

Beim Platz ziehen sich die Augenbrauen zusammen, beim Sitz werden sie nach oben gezogen und beim Steh beidseitig zur Seite. Diese für uns unbewußt ausgesandten Signale sind für den Hund erkennbar. Zusätzlich zu unserer Mimik ändert sich auch, für uns unbewußt, unsere Körpersprache. Normalerweise nehmen wir eher eine aufrechte Haltung für das Sitz, eine nach unten gebeugte Haltung für das Platz ein. Diese Körpersignale ändern sich diese entsprechend unserer Stimmungslage. Wenn der Hund sich nicht hinsetzt, obwohl wir es schon mehrfach gesagt haben, wird unsere Körperhaltung immer bedrohender, wir beugen uns zu ihm, machen einen Schritt auf ihn zu - und schon legt der Hund sich hin anstatt zu sitzen. Kein Wunder oder wie würden Sie reagieren, wenn Sie Hund wären ?!?! Durch das Überschreiten einer Individualgrenze muß der Hund zurückweichen, bzw. eine Unterwürfigkeit zeigen, unser Körper sagt Platz, auch die Mimik ändert sich zum Platz - während unsere Stimme weiterhin Sitz sagt, aber mit einem drohenden Unterton. Dem Hund bleibt also gar nichts anderes übrig als sich hinzulegen.

Körpersprache und gesprochenes Wort sowie die sogenannten "unterstützenden Hilfen" sei es durch Handzeichen oder Leinenführung, müssen übereinstimmen!

Zuvor aber hat uns unser Hund schon eindeutig signalisiert, daß er uns nicht versteht. Meist geschieht dies indem der Hund den Kopf weg dreht und anscheinend desinteressiert in der Gegend herumschaut. So deuten wir es jedenfalls. Tatsächlich aber konkurrieren in diese Augenblick zwei Triebe beim Hund, von denen es weder beim einen, noch bei anderen zu einer Endhandlung kommen kann. Diese nervliche Anspannung muß gelöst werden, damit es nicht zu einer Nervenschädigung kommt. Die Anspannung wird in einen anderen Trieb kanalisiert, es kommt zu den sog. Übersprungshandlungen. Die Handlung springt in einen anderen Triebbereich über, in dem es dann zu einer Nervenentlastung kommt.

Als Beispiel: Herrufen des Hundes während andere Hunde neben ihm am spielen sind. Beim ersten Rufen ist der Hund zwar noch am Hundeführer interessiert, der Drang weiter zu spielen ist aber größer, da der Hundeführer für seinen Hund im Augenblick relativ uninteressant scheint. Anstatt sich für den Hund interessanter zu machen, versucht der Hundeführer es mit mehr Druck, sprich seine Körpersprache drückt Aggression aus. Dies bewirkt beim Hund eine Hemmung zu ihm zu kommen. Gleichzeitig wird aber durch die Aggression des Hundeführers und dem bisherigen Lernen des Hundes aus solchem Körperausdruck auch das Interesse am Spiel beim Hund gebremst. Beide Triebe lassen sich nun für den Hund nicht mehr ausleben, obwohl weiterhin Reize für den Hund wahrnehmbar sind. Der Hund spielt nun nicht mehr, kommt aber auch nicht. Er sucht sich nun ein Ventil für diesen Stress. Und dies kann sich je nach Hund unterschiedlich äußern, weshalb jedem Hundeführer bekannt sein sollte, für welche Übersprungshandlungen sein Hund prädestiniert ist.
 

Zu den Übersprungshandlungen zählt man:

  • Aggression gegen Lebewesen oder Sachen

  • extremes Umherlaufen

  • Gähnen

  • sich jucken

  • Fellpflege bis zum Aufbeißen von Körperteilen

  • Bellen

  • Apathie, d.h. der Hund ist nicht mehr normal ansprechbar

Verständigungsprobleme lassen sich nun einmal leichter lösen, wenn wir uns auf die Stufe des Hundes begeben, als vom Hund zu verlangen unsere Sprache zu sprechen. Mit dem uns gewohnten Schüler - Lehrer Verhältnis kommen wir hier nicht weit.

Doch wie sieht es denn aus wenn wir selber einmal in die Schülerposition kommen ? Dann erwarten wir ganz selbstverständlich, dass der Lehrer sich soviel Zeit, Einfühlungsvermögen und Verständnis nimmt, uns das zu Lernende so zu erklären, dass auch wir es verstehen. Ansonsten halten wir von diesem Lehrer nicht besonders viel und tun eh was wir wollen!

Voraussetzung für eine gutes "Lernverhalten" (außer den theoretischen Kennen der Körpersprache des Hundes) ist, dass wir anfangen uns bewußt zu verhalten und sowohl die Stimme, unsere Handlungen (unterstützende Hilfen), als auch unsere Körpersprache bewußt einsetzen. Um dies zu erreichen müssen wir zu Anfang dies alles etwas übertrieben ausdrücken. Nicht weil unser Hund uns sonst nicht versteht, sondern damit wir selber es wieder wahrnehmen, damit es uns bewußt wird was wir da überhaupt machen. Vieles machen wir nun einmal aus Gewohnheit, ohne zu merken was wir überhaupt machen und meist sogar ohne zu bemerken ob unser Verhalten beim Hund überhaupt etwas bewirkt. Unsere Erwartungshaltung widerspricht unseren ausgesandten Signalen!
 

Oberstes Gebot bei der Zusammenarbeit und das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund ist Vertrauen!!! Ist dies nicht gewährleistet ist der Hund nicht bereit etwas für "Sie" zu tun.

Man muß einem Hund nicht hinterher brüllen, damit er einen versteht. Die meisten Hunde haben keinen Hörfehler! Der normale Tonfall langt vollkommen aus, wenn man für den Hund interessant ist, also sorgen Sie dafür, dass Sie wichtiger sind als das, was den Hund gerade interessiert. Der gleiche Hund der auf Durchzug stellt, kann im gleichen Augenblick eine Maus im Gras hören, die 20 Meter entfernt leise durch Gras huscht.

Damit wir uns konsequenter und verständlicher ausdrücken können, sollten wir dazu übergehen auch hier Hundesprache zu sprechen. Das bedeutet nicht alles hundertmal zu sagen, sondern mit einer stimmlichen Abstufung höchstens drei mal, dann folgt immer und ganz sicher eine Konsequenz für den Hund falls er nicht auf uns reagiert. Einfach gesagt, dem Hund wird im normalen Ton Sitz gesagt, setzt er sich folgt die Belohnung. Setzt er sich nicht, kommt ein zweites Sitz mit einem bestimmteren Ton. Sitz erfolgt wiederum ein Lob. Sitz er auch nach dem zweiten Mal noch nicht, erfolgt vom Hundeführer ein energisches Sitz mit sofort daran anschließendem körperlichen Reaktion. Leinenruck oder runterdrücken der Kuppe! Danach sofort muss sofort das Lob in freundlicher, hoher Stimmlage folgen! Dadurch lernt der Hund ein konsequentes Verhalten des Hundeführers und somit Regeln, die er befolgen kann, da sie klar umrissen sind.

Doch auch angeblich bewußter Stimmeinsatz führt nicht zum gewünschten Erfolg, wenn permanent auf den Hund eingeredet wird. Sie sollen dem Hund keine Romane erzählen sondern klare Anweisungen geben.

Also so wenig wie möglich mit dem Hund reden und nur das was notwendig ist. Vor Allem ist es wichtig den Hund mit Namen anzusprechen, damit er aufmerksam zuhört und nicht träumt oder durch andere für ihn wichtigere Dinge von uns abgelenkt ist. Danach ist er aufnahmefähig für unsere Forderung! Ein häufiges Beispiel findet man im täglichen Spaziergang, wenn Herrschen oder Frauchen ihren Hund zurückrufen (wollen). man hört dann nur "Hassoo, Hasssoo" in den verschiedensten Tonlagen , mehr nicht. Was soll der Hund tun? Wenn Sie Ihren Partner hinterherufen: "Schaatziii" weiß er wahrscheinlich auch nicht, dass er Kaffee kochen soll !
 

Wenn Sie mit Ihrem Hund eine Übung machen und Sie ahnen schon, dass er sie falsch machen wir, beugen Sie vor und denken "Sie" mit. Entweder hat er die Anforderung noch nicht verstanden, weil die Verknüpfung fehlt (Erfolg wird durch Lob bestätigt) Oder der Fehler liegt bei Ihnen, weil Sie falsch oder zu spät reagiert haben.
 

Das Zauberwort in der Ausbildung heißt: agieren und nicht reagieren.

Es ist müßig sich über das Fehlverhalten seines Hundes aufzuregen. Fragen Sie sich lieber, was "Sie" hätten tun können, um das zu verhindern!

Wenn der Hundeführer anfängt zu lernen seine Stimme bewußt einzusetzen, ist der Schritt zum bewußten Körpereinsatz nicht mehr weit. Erfahrungsgemäß haben Männer damit mehr Probleme als Frauen. Frauen dagegen reagieren eher hysterisch und verunsichern dadurch den Hund. Unser Körper drückt sowieso unsere Stimmung aus. Und wenn wir uns dessen bewußt sind was wir machen, können wir dies auch mit dem Körper ausdrücken.

Die dafür verwendeten Sichtzeichen des Hundeführers sollten wie gesagt zu Anfang sehr markant ausgeführt werden und im Laufe der Ausbildung auf das kleinst mögliche Minimum reduziert werden. Je übertriebener diese Körpersprache vom Hundeführer ausgeführt wird desto einprägsamer ist sie für ihn.

Ein Hund, der zur Zusammenarbeit mit einem bereit ist, kann sich innerhalb von Sekunden auf seinen Hundeführer einstellen. Und wie lange brauchen Sie um Ihren Hund richtig "lesen" zu können ?

Nutzen Sie das Training in Übungsgruppen. Hier bekommen Sie "meist" qualifizierte Unterstützung , das Arbeiten in der Gruppe macht Spaß und der große Vorteil für Sie ist, Sie müssen nicht alle Fehler selbst machen. Sie können auch von den anderen Teilnehmern lernen, wie man es nicht macht!

 

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